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Wie das neue Macbook unser Klick-Verhalten ändern wird

  • December 15,2021
  • Barbara Krüger

Apple hat mit seiner Veranstaltung Anfang März für viel Gesprächsstoff gesorgt. Die für Mac-User wohl interessantesten Ankündigungen betreffen das neue Macbook und insbesondere wie es sich von seinen Vorgängern unterscheidet.

Kein Magsafe, Thunderbolt oder Standard-USB-Anschluss mehr, Apple hat alles durch eine einzige USB-C-Schnittstelle ersetzt. Wir interessieren uns aber vor allem für Apples neuen Ansatz bei den Eingabegeräten. Denn die neue Tastatur und das Trackpad sind in dieser Form bisher in keinem Mac zu finden.

Der Mac-Standard

Die Produktlinie des Mac ist in den letzten Jahren so beständig gewesen, wie seit langem nicht mehr. USB und Thunderbolt sind weit verbreitet. Es war niemals leichter mit einem Mac in einen Raum zu kommen und eine Präsentation zu halten, da jeder Mac einen „Mini DisplayPort“-Adapter benutzen kann. Alle Tastaturen von Apple , für Desktops und Laptops, haben seit langem das gleiche Design. Und Käufer eines Desktop-Mac können sich für eine Maus entscheiden und außerdem für ein Bluetooth-Trackpad, ähnlich dem in Apples Laptops.

Und nun kommt das neue Macbook und verändert alles. Das ist nicht unbedingt etwas Schlechtes, aber falls das Macbook kein Einzelfall bleibt, könnte es das Ende einer Ära der Kontinuität bedeuten und der Anfang einer radikalen Neuorganisation sein – von allem, was wir am Mac für selbstverständlich halten.

Die neue Tastatur

Apple hat bei der Tastatur des neuen MacBook den Bewegungsabstand der Tasten reduziert, vermutlich weil das Macbook zu dünn ist, um den Tasten mehr Platz für die Hoch- und Runterbewegung zu geben. Das leuchtet ein, aber als Apple die Vorzüge der neuen Tastatur während der Präsentation letzte Woche aufzählte, ging es um die Größe und Stabilität der Tasten und das geniale Design der Butterfly-Federung. Handelt es sich bei der Tastatur also um einen Kompromiss, speziell für das Design des Macbook entwickelt oder ist Apple so überzeugt von dieser Tastatur, dass sie künftig in allen Macs zu finden sein wird?

Ich tippe etwa 110 Wörter pro Minute und verdiene mit Schreiben mein Geld. Tastaturen sind äußerst wichtig für mich, wobei ich mich nicht im Geringsten für einen Tastatur-Snob halte. Nach der Veranstaltung am 9. März habe ich viel Zeit im Demo-Bereich mit Tippen auf der neuen Tastatur des Macbook verbracht. Ich kann noch kein endgültiges Urteil abgeben – dazu müsste ich einige Tage lang mit dem neuen Macbook arbeiten – aber ich kann bestätigen, dass die neue Tastatur gewöhnungsbedürftig ist.

Der geringe Bewegungsabstand der Tasten ist das Erste, was mir auffiel. Wenn man auf eine Taste drückt, bewegt sie sich nur wenig nach unten und setzt hart auf. Es fühlt sich nicht nach einer billigen Tastatur an, ist aber ein verstörendes Gefühl im Vergleich zu Apples aktuellen Tastaturen. Es ist eine Mischung aus Apples normalen Tastaturen und dem Display des iPad . Es fühlt sich physisch wie eine reale Tastatur an, aber mit der harten Landung des Glasdisplays.

Tatsächlich konnte ich deutlich schneller auf der neuen Macbook-Tastatur schreiben, nachdem ich meine Schreibtechnik für das iPad übernommen hatte. Meine Tipptechnik auf einer physischen Tastatur beinhaltet viel Kraft beim Herunterdrücken der Tasten. Auf der neuen Tastatur des Macbook wurde alles einfacher, nachdem ich die Tasten nur angetippt habe, anstatt Kraft anzuwenden (so als würde ich die Tasten des iPad antippen.)

Apple behauptet, dass die Tasten deutlich stabiler sind als bei bisherigen Tastaturen und das scheint zu stimmen, obwohl es nie einen Grund für mich gab, über wackelige Tasten an meiner Mac-Tastatur zu klagen. Alle Tasten sind größer, was bedeutet, dass sie einfacher zu treffen sein sollten, aber der Abstand zwischen den Tasten ist geringer, was meiner Meinung nach dazu führen könnte, dass man mit dem Finger unbeabsichtigt die falsche Taste trifft.

Neben den Änderungen des Bewegungsabstands der Tasten, bietet die Tastatur einige andere interessante Funktionen. Jede Taste wird von einer eigenen LED beleuchtet. Die Escape-Taste ist breiter geworden und die Fn-Taste schmaler. Die Pfeil-Tasten wurden neu gestaltet und während die Hoch- und Runter-Tasten noch immer die halbe Größe haben, sind die Rechts- und Links-Tasten auf die volle Größe gewachsen.

Es ist klar, dass man bei jeder neuen Tastatur eine Eingewöhnungsphase braucht, insbesondere wenn sich die Tastatur drastisch verändert hat. Das ist hier der Fall. Trotzdem sagt mir mein Bauchgefühl, dass dies die beste Tastatur ist, die Apple, begrenzt durch die Maße des Macbook, entwickeln konnte. Es ist etwas früh, sich festzulegen, aber wenn ich jetzt eine Entscheidung treffen müsste, würde ich sagen, dass diese Tastatur hoffentlich nur für das neue Macbook gedacht ist und es dabei bleibt.

Das neue Trackpad

Das Beste, während meiner Zeit mit dem Macbook im Demo-Bereich, nach der Apple-Veranstaltung, war zweifellos das neue „Force Touch“-Trackpad. Es verwirrt einen, aber auf eine gute Art. Bei der Tastatur bin ich vorsichtig, aber das neue Trackpad liebe ich.

Ich war nie begeistert von der „Klick-durch-Tippen“-Funktionen des Trackpad und bevorzuge den physischen Klick. Als ich also hörte, dass sich das Trackpad des neuen Macbook nicht herunterdrücken lässt, war ich nicht sehr erfreut. Aber wie Apple das ganze umgesetzt hat – eine Reihe von Drucksensoren unter dem Trackpad und eine Taptic-Engine, die bei Bedarf die Oberfläche vibrieren lässt – ist eine beeindruckende Simulation des realen Trackpads. Wenn ich nicht gewusst hätte, wie das Teil funktioniert, hätte ich schwören können, Apple habe sich bei seiner eigene Präsentation vertan und dieses Trackpad ist wie alle Trackpads anderer Apple-Laptops.

Aber nein! Wenn man auf das Trackpad drückt startet die Taptic-Engine und lässt die Oberfläche des Trackpad vibrieren. Das Gehirn interpretiert diese Vibrationen und den Druck als einen Klick nach unten, auch wenn das nicht das ist, was eigentlich passiert. (Die Vibration der Taptic-Engine geht von einer Seite zur anderen und nicht hoch und runter.)

Der ganze Aufwand dient vermutlich dazu, die Dicke des Macbook zu reduzieren, aber es gibt auch einen Spaß-Faktor dabei: Das Klick-Gefühl des Trackpad lässt sich per Software steuern. Durch einen neuen Regler in den Systemeinstellungen zum Trackpad legt man nach Belieben fest, wie viel Druck für einen Klick erforderlich ist.

Und es kommt noch besser: Apple sollte diese Funktion bald für alle Mac-Entwickler zugänglich machen. Ich bin gespannt, auf was für Ideen die kommen werden. Als Demonstration weiterer Funktionen nutzte Apple den Quicktime-Player, bei dem die Vorspul-Geschwindigkeit von der Druckstärke auf dem Trackpad abhing. Das Ganze ist etwas verspielt, zeigt jedoch die Möglichkeiten des neuen Trackpad. Je stärker ich auf das Trackpad drückte, desto mehr Klicks konnte ich fühlen, von einer Druck-Stufe zur nächsten.

Und währenddessen bewegte sich das Trackpad nicht wirklich nach unten, das fand nur in meiner Vorstellung statt. Ich wollte sofort eine Version dieses Trackpad für meinen Rechner haben.

Das neue Macbook führt eine komplett neue Geste ins Mac-Vokabular ein. Man kennt Klicks, Doppel-Klicks und Kontroll-Klicks (oder Rechts-Klicks oder Zwei-Finger-Klicks). Nun kommt der Druck-Klick dazu. In der OS-X-Version auf den Macbooks im Demo-Raum konnte ich extra-stark auf ein Wort einer Internetseite in Safari klicken, um ein Fenster mit einem Wörterbuch oder einem Link zu Wikipedia einzublenden. (Bisher musste man für diese Funktion einen Kontroll-Klick auf das Wort machen und „Nachschlagen“ auswählen.) Und im Finder öffnet ein Druck-Klick die Quick-Look-Vorschau.

Nochmal, Entwickler werden den Druck-Klick vermutlich für interessante Funktionen nutzen. Mit beiden Features kommen wir wieder zu dem Ausgangspunkt des „Mac-Standard“ zurück: Die Anzahl der Macs, die diese Gesten unterstützen, wird für einige Zeit sehr gering sein. Selbst wenn Apple den Druck-Klick in jedes Trackpad implementiert, was sicher geschehen wird, dauert es eine Weile, bis die Mehrheit der Mac-Anwender die Vorzüge dieser Technik nutzen können. Trotzdem gefällt mir die Idee den Trackpad-Gesten eine weitere Dimension zu geben. Aber ich bin auch ein intensiver Trackpad-Nutzer. Kann man einen Druck-Klick auf einer Maus machen? Vielleicht werden wir es eines Tages wissen.

Wir sollten nicht vergessen, dass die Taptic-Engine nicht nur zum Emulieren von Maus-Klicks einsetzbar ist. Laut Apple kann das „Force Touch“-Trackpad auch andere Aktivitäten am Mac per Vibration kommunizieren. Stellen Sie sich vor, wie Sie in Keynote einen Textblock in die Mitte ziehen und fühlen sobald das genaue Zentrum erreicht ist, statt es nur auf dem Monitor zu sehen. Das neue Trackpad macht diese Interaktion möglich.

Veränderungen

Es entspricht der menschlichen Natur Stabilität zu bevorzugen und Änderungen abzulehnen. Nach einer schönen Zeit der Kontinuität über die Mac-Plattform hinweg, scheint das neue Macbook eine Ära der Veränderung anzukündigen. Es bleibt abzuwarten, wie viele der Neuerungen es in die anderen Produktlinien des Mac schaffen werden, aber Apple macht nur selten halbherzige Dinge. Ich bin gespannt auf die Zukunft des „Force Touch“-Trackpad und etwas skeptisch in Bezug auf die neue Tastatur des Macbook, aber zweifelsohne könnten beide die Art und Weise ändern, wie wir unsere Macs in einigen Jahren nutzen werden.

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